Martin Burckhardt hat eine „Philosophie der Maschine“ geschrieben und gibt im Telepolis-Interview mit Daniel Hermsdorf u.a. Auskunft darüber, dass Technikphilosophie immer auch Medienphilosophie ist und warum man für beides sowohl Altgriechisch- als auch Programmierkenntnisse benötigt. (19.08.18)
In der SZ entschuldigt sich Jens-Christian Rabe ausgiebig dafür, einen Text über zwiespältigen Zustand der US-Comedy-Szene angesichts der Realsatire im Weißen Haus mit Adornos Betrachtungen der bürgerlichen Tauschgesellschaft hier wie dort zu beginnen. (26.08.18)
Die FR bringt einen Auszug aus Otfried Höffes neuem Buch „Die hohe Kunst des Alterns. Kleine Philosophie des guten Lebens“. Darin skizziert er u.a. die vielen Aspekte, die beim Thema von Belang sind, und wendet sich gegen die „BWL-Mentalität“ zugunsten einer Eudämonie im Altersdiskurs. (26.08.18)
Für die FAZ rekapituliert Patrick Bahners den Fall Avital Ronell, und zwar anhand der Schriften (Bücher und E-Mails) der Germanistin und ihres Doktoranden, der ihr u.a. sexuelle Belästigung vorwirft. Die Details lassen den Laien staunen über die seltsame Welt der dekonstruktivistischen Macht- und Psychospielchen. (27.08.18)
Als Griechenland nach Deutschland kam
Matthias Heine erinnert in der WELT an die Antrittsrede, die Philipp Melanchthon vor genau 500 Jahren in Wittenberg hielt und die Deutschland auf den Weg gen Humanismus und Aufklärung brachte – mit bekanntem Ergebnis. (28.08.18)
Benjamin Reibert unterhält sich für die SZ mit André Reichel, Professor für Internationales Management und Nachhaltigkeit, darüber, warum die Dürre des vergehenden Sommers endlich zu einem Umdenken führen sollte: Die Besessenheit vom Wirtschaftswachstum ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch gefährlich. (28.08.18)
Die Neugier von Petrarca bis Facebook
Nie gab es so viel über Mensch und Welt herauszukriegen wie im heutigen Datenkapitalismus. Rainer Hank beschäftigt sich in der FAZ mit der Neugier, dem Voyeurismus und Exhibitionismus und mit dem, was auf der Strecke zu bleiben droht: Intimität und Persönlichkeitsrechte. Die Frühe Neuzeit hatte noch ein kritischeres Verhältnis zur Neugier. (30.08.18)
Mit dem Zeitgeist der Nostalgie in Politik und Gesellschaft setzt sich Nils Markwardt in der ZEIT auseinander. Der Erfolg des Rechtspopulismus wie auch architektonische Rekonstruktionen und Authentizitäts-Tourismus zeugen von einer Lust an der Regression, die freilich auch nichts Neues, sondern Teil der Dynamik von Geschichte und Identität ist. (30.08.18)
Bücher
Die taz empfiehlt Max Czolleks Polemik gegen die deutschen Versuche, Rassismus zu normalisieren, Schlussstriche zu ziehen und Integration mit Ausgrenzung zu verbinden. +++ Außerdem weist die taz auf den von Thomas Piketty herausgegebenen Bericht hin, der Zahlen und Fakten zur Frage liefert, ob und wie sich der Kapitalismus auf die weltweite Ungleichheit auswirkt. +++ Der Standard hat wieder ein Dutzend neuer Science-Fiction-Romane gelesen zum Zwecke der Empfehlung. +++ Der Freitag stellt drei Bücher von bzw. über Vordenker und Schreibtischtäter von Islamismus und Holocaust vor. +++ Die WELT bespricht zwei Bücher über Intellektuelle an der Seite Che Guevaras: Régis Debray zieht als revolutionärer Hilfsbibliothekar und politischer Häftling in seiner autobiographischen „Bilanz des Scheiterns“ eben diese, Laurence Debray portraitiert ihre Eltern als „Revolutionslehrlinge“ in Südamerika.
Bild und Ton
Im Philosophischen Radio des WDR 5 unterhalten sich Aladin El-Maafalani und Jürgen Wiebicke über Islam, Migration und Integration. Im DLF kommt heute Abend die Lange Nacht über Franz Liszt (und seine Frauengeschichten). Morgen früh geht es bei Essay und Diskurs mit Lisa Herzog und Sibylle Salewski um eine politische Theorie des Wissens in Zeiten Sozialer Medien. Auch in Sein und Streit (ebenfalls DLF) ist Chemnitz (s.u.) morgen Mittag ein Thema.
In der arte-Mediathek ist noch bis Montag die Doku „The Cleaners“ zu sehen, die schlecht bezahlte philippinische Content-Moderatoren begleitet, die aus der täglichen Flut an Photos und Videos in Sozialen Medien die übelsten Darstellungen von Grausamkeit und Gewalt herausfiltern.
Chemnitz
Nach einem tödlichen Streit auf einem Stadtfest ist es diese Woche in Chemnitz zu fremdenfeindlichen Ausschreitungen gekommen. Kim Björn Becker berichtet für die FAZ aus Chemnitz, wo man sich lieber raushält aus dem vermeintlichen Kampf Links gegen Rechts und überhaupt komplett abgehängt und entfremdet fühlt – Hitlergruß hin oder her. BILD-Chef Julian Reichelt verdient mit Rechtsstaatsverachtung sein Geld und ruft als Brandstifter nach der Feuerwehr: Das BILDblog hat diese Woche mal aufgeschrieben, wie BILD die Ängste schürt, die über kurz oder lang in offene Gewalt umschlagen.
In der ZEIT beschreibt Volker Weiß den Beitrag der rechtsradikalen Szene, der Politik und der Sicherheitsorgane zu den Chemnitzer Unruhen. Angesichts derer kommt Matthias Warkus in seiner Spektrum-Kolumne auf die modallogische Frage nach anderen möglichen Welten, die nur notwendige Wahrheiten mit der unseren gemeinsam haben. Marcel Tschekow dagegen sieht im Ada Magazin die Linke in der Zwickmühle zwischen polizeilichen Repression hier und rechtsradikaler Revolution dort.
Das Weitere und Engere
Bernard-Henri Lévy gibt in der NZZ ein Proseminar darüber, wie sich der Mensch über sein Verhältnis zu Gott, Natur und Gesellschaft konstitutiert. +++ Bernhard Malkmus denkt im Freitag über Waldbrände nach und was sie über das menschliche Verhältnis zum Planetenbewuchs verraten. +++ Spektrum berichtet über Studienergebnisse, wonach bewusste Aufmerksamkeit nicht wie ein kontinuierlicher Lichtkegel, sondern eher wie ein Stroboskop funktioniert. +++ Heinz Klaus Strick erinnert bei Spektrum an George Boole (1815–1864), dessen mathematisch-logische Arbeiten den Grundstein für den späteren Computer legten. +++ Die FAZ meldet, dass die Studierendenvertretung der HU Berlin gerichtlich gegen die umstrittene Gründung eines Instituts für Islamische Theologie vorgeht. +++ Für die ZEIT berichtet Maximilian Probst trotz hochkarätiger Referent*innen (die üblichen Verdächtigen) etwas enttäuscht von einer Konferenz zum Thema Utopie an der Uni Lüneburg. +++ Frank Wiebe ist BWLer und Philosoph und stellt bei Spektrum fest, dass Aktiengesellschaften durch ihre juristische Konstruktion ökonomisch effektiv sind, jedoch ethisches Handeln behindern. +++ Aus dem Anthropozän wird vorerst nichts: Die maßgebliche „International Union for Geological Science“ hat es abgelehnt, das Zeitalter des Menschen in die erdgeschichtliche Epochenreihe aufzunehmen, womit die Diskussion jedoch nicht beendet ist, wie der Tagesspiegel meldet. +++ Dirk Eidemüller stellt bei Spektrum acht physikalische Szenarien für das Ende der Welt vor. +++ Der Standard stellt in Zahlen und Diagrammen dar, wie Österreich aussähe, hätte man die Grenzen vor Jahrzehnten dichtgemacht. (Nicht die Kommentare lesen!) +++ Brandeins hat ein lustiges Quiz: Welche Berufstitel gibt wirklich und welche sind ausgedacht? (Als Hilfsmittel erlaubt ist LW59 mit dem unpassenden Titelthema „Alte Berufe“…) +++ Für die Wahrheitsseite der taz befragt Helmut Höge die Weltliteratur vergeblich nach den Gründen menschlicher Katzenliebe und findet sie stattdessen in einem parasitären Bakterium, das auch ökonomische Effekte hat.